Japan wird oft als ein Land ohne Lagerhäuser bezeichnet. Aus gutem Grund so – hier wurde das Just-in-time-System, eine der Säulen des Toyota-Produktionsapparates, ins Leben gerufen. Das Ziel dieser Methode besteht darin, Kundenbedürfnisse zu befriedigen, sobald sie entstehen. Der Fokus liegt dabei auf Muda – der Vermeidung von Verschwendung.
„Just in time“ bedeutet „genau rechtzeitig“. Der Ursprung der Just-in-time-Methode liegt in der japanischen Automobilindustrie. Sie ist Ende des 2. Weltkrieges entstanden – bedingt durch Japans Insellage, die damit verbundene Knappheit an Ressourcen und große Einschränkungen in den Nachkriegsjahren. Aus der Notwendigkeit zu sparen und auf das Überflüssige zu verzichten wurde ein überaus erfolgreiches Produktionskonzept geboren, das bis heute Einsatz findet. Lesen Sie mehr darüber in unserem Artikel.
Was ist Just-in-time-Lieferung?
Just in time (auch JIT oder bedarfssynchrone Produktion) ist ein Logistiksystem, bei dem die Lieferung in der exakten Menge und genau zu dem Zeitpunkt des Bedarfs beim Kunden eintrifft. Dadurch werden die Lagerbestände und die damit verbundenen Lagerhaltungskosten minimiert.
Das JIT-Konzept wurde vom japanischen Ingenieur Taiichi Ōno in direktem Zusammenhang mit dem japanischen Automobilhersteller Toyota entwickelt als Teil dessen Produktionssystems. Ōnos Ziel war es, Leerlauf bei Mensch, Maschine, Material und Kapital zu vermeiden, sodass nichts und niemand unproduktiv herumstünde.
Just-in-time-Verfahren
Das hauptsächliche wirtschaftliche Ziel von JIT ist es, folgende Kostenarten bei der Lagerhaltung einzusparen:
- Kosten für Lagerung
- Kosten für Personal
- Kosten für Transport
Weitere wirtschaftliche Ziele von JIT umfassen unter anderem die Steigung der Flexibilität, die Verbesserung des Service für dem Kunden, erhöhte Liquidität, Verringerung von Risiken und Erhöhung der Produktivität.
Eine Just-in-time-Lieferung bedeutet, dass der Lieferant eines Unternehmens dafür sorgen muss, dass die Ware rechtzeitig bei seinem Kunden ankommt. Um dieses Ziel erreichen zu können, einigen sich beide Parteien im Voraus auf eine gewisse Vorlaufzeit, die dem Lieferanten nach der Bestellung durch den Kunden gewährt wird.
Vorteile und Nachteile von JiT
Das Just-in-time-Verfahren hat sowohl Vorteile als auch Nachteile.
✅ Vorteile
Zu den wichtigsten Vorteilen der Just-in-time-Beschaffung zählen Einsparungen bei der Lagerhaltung (Stellplatz, Organisation, Personal), da weniger Bestände die Lagerkapazität beanspruchen.
Damit hängt ein weiterer Vorteil zusammen – das Risiko einer Überalterung der Lagerbestände ist geringer, da die Bestände übersichtlich sind. Des Weiteren ermöglicht die Flexibilität des Just-in-time-Verfahrens dem Unternehmen, auf unvorhergesehene Veränderungen des Marktes rasch zu reagieren.
❌ Nachteile
Bei der Entscheidung, wie Ihre Produktion organisiert sein soll, sind jedoch auch die Nachteile des Verfahrens ins Auge zu fassen. Sowohl der Drittanbieter als auch das produzierende Unternehmen sind voneinander abhängig.
Die Just-in-time-Strategie setzt eine fehlerfreie Kommunikation zwischen den beiden Parteien voraus: Sollte diese misslingen, droht im schlimmsten Fall ein Produktionsstillstand. Einen ähnlichen Effekt kann ein Lieferengpass verursachen.
JIT ist umweltschädlich. Die Ware wird größtenteils auf die Straße verlagert und zumeist mithilfe von LKWs transportiert. Ein weiterer Nachteil, der damit verbunden ist, ist der risikoreiche Einfluss potenzieller Störfaktoren wie Staus, Witterung, Umweltkatastrophen oder politischer Faktoren.
Voraussetzungen
Mit einer Just-in-time-Beschaffung können Betriebe ihre Produktionskosten senken. Bevor das Just-in-time-Verfahren erfolgreich eingesetzt werden kann, müssen zunächst einige Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden – nur dann ist eine maximale Minimierung der Kosten möglich.
Da beim JiT der Laster das Lager ersetzt – d. h. die Lagerung größtenteils auf die Transportwege verlagert wird – stellt eine gute Infrastruktur eine Grundvoraussetzung dar – die Kürze der Lieferzeit hängt davon maßgeblich ab. Der Standort des Lieferanten befindet sich meistens nicht in unmittelbarer Nähe der Produktionsstätte – die Ware muss also von A nach B transportiert werden.
Eine weitere Voraussetzung für den Erfolg von Just-in-time, die genauso wichtig wie die Infrastruktur ist, ist die Zusammenarbeit zwischen Produktionsunternehmen und Lieferanten. Sie wird durch zwei weitere Faktoren definiert: den Informationsfluss und die Flexibilität des Lieferanten. Es ist wichtig, mit einem flexiblen Lieferanten zusammenzuarbeiten. Nur so kann dafür gesorgt werden, dass der Informationsfluss reibungslos abläuft und die benötigten Teile rechtzeitig in der Produktion ankommen.
Eine weitere Voraussetzung hängt mit der Umschlagshäufigkeit zusammen: Die Nachfrage nach den Einzelteilen sollte möglichst kontinuierlich sein. Zu guter Letzt müssen die gelieferten Produkte eine gewisse Qualität aufweisen, sodass sie ohne Weiteres weiterverarbeitet werden können.
Merkmale eines mit dem Just-in-time-Verfahren kompatiblen Lagers
In einem Betriebskonzept, das auf dem Just-in-time-Verfahren basiert, spielt die Logistik eine entscheidende Rolle. Das Zusammenspiel zwischen Lieferanten, Produzenten und Endkunden kann nur dann effizient und einwandfrei funktionieren, wenn bestimmte logistiktechnische Voraussetzungen erfüllt sind. Zwei Aspekte, die zwingend berücksichtigt werden müssen, sind:
- eine optimale Verteilung der Waren im Lager entsprechend der Umschlagshäufigkeit der einzelnen Produkte
- Einsatz automatischer Systeme wie Behälterfördersysteme zur Minimierung von Fahrten des Bedieners
- Lagerverwaltungsprogramme für die perfekte Abstimmung aller Komponenten in der Lieferkette
In welchen Bereichen ist Just in time gut geeignet?
Das Just-in-time-Verfahren ist nicht für jedes Unternehmen geeignet. Branchen, bei denen JIT besonders sinnvoll ist, sind Großserienfertigungen: Just-in-time-Verfahren werden in erster Linie in der Automobil- und Luftfahrtindustrie angewendet. In der Automobilindustrie wird heute etwa ein Drittel aller Bauteile just in time geliefert. Auch die Hersteller von Computern und Unterhaltungselektronik setzen das Just-in-time-Verfahren mit Erfolg ein.
Fazit
Die Just-In-time-Methode wird heute als eine bestimmte Reihe von Handlungsprinzipien in der Industrie verstanden, die Teil der Philosophie des Lean Management sind. Mit Just in time soll eine Minimierung von teuren Lagerhaltungskosten und kürzere Umrüst- und Durchlaufzeiten erreicht werden. Ob die Anwendung von JIT sinnvoll ist, muss jedes Unternehmen für sich individuell herausfinden. Es muss geprüft werden, ob die notwendigen Rahmenbedingugen vorhanden sind. Die Anwendung der Just-in-time-Methode erfordert organisatorische Veränderungen in allen Bereichen der Lieferkette.