Sie möchten Ihre Produkte online verkaufen? Im ersten Schritt ist es wichtig, das passende Geschäftsmodell für Ihren E-Commerce auszuwählen, wobei Sie das Modell auch später ändern können. In diesem Artikel stellen wir Ihnen die beliebtesten E-Commerce-Geschäftsmodelle vor: Fulfillment, Cross-Docking, Dropshipping sowie eigenes Warenlager und helfen Ihnen dabei, die passende Lösung für Ihren Onlineshop zu finden.
Das Geschäftsmodell beschreibt, wie Sie den Verkauf, die Lagerung und den Versand organisieren. Die Wahl des passenden E-Commerce-Modells ist aus verschiedenen Gründen nicht einfach. Einerseits sind diese Modelle auf dem Markt wenig bekannt und es ist schwierig Firmen zu finden (z.B. Großhändler oder Versandunternehmen), die diese Dienstleistungen anbieten. Andererseits wirken diese Begriffe auf Anfänger im Bereich Logistik recht befremdlich: Dropshipping, E-Commerce-Fulfillment und Cross-Docking. Selbst mit guten Englischkenntnissen ist es schwer zu erkennen, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt. Um mehr Licht ins Dunkle zu bringen und Sie bei der Wahl des passenden Geschäftsmodells zu unterstützen, beleuchten wir in diesem Artikel die vier beliebtesten E-Commerce-Modelle.
Eigenes Warenlager
Besonders in der Frühphase der Geschäftsentwicklung scheint das eigene Lager eine passende Lösung. Wenn Sie Ihren Onlineshop gerade gestartet haben, können Sie Ihr kleines Lager in der Wohnung oder in der Garage aufbauen und die Abwicklung der Bestellungen in Eigenregie erledigen. Auch die Automatisierung der Prozesse (Strichcode- und Scan-System oder Laderampen) spielt bei geringer Sortimentsvielfalt und kleiner Bestellzahl noch keine Rolle.
Doch mit dieser Lösung stoßen Sie schnell an Ihre Grenzen. Mit steigenden Verkaufszahlen müssen Sie in neue Lagerfläche und zusätzliches Personal investieren und sich um entsprechende Genehmigungen und Zulassungen kümmern. Die finanziellen Mittel sind dabei nicht die einzige Herausforderung. Den Onlineshop-Betreibern fehlen häufig das Knowhow und die Erfahrung, um eine passende Lagerinfrastruktur zu planen und aufzubauen.
Dropshipping
Hohe Beschaffungskosten für das Sortiment verhindern oft Investitionen in eigene Lagerfläche. Niemand kann mit Sicherheit sagen, dass alle Produkte zu Verkaufsschlagern werden. Das sogenannte Dropshipping (dt.: Streckengeschäft) bietet Ihnen eine denkbare Lösung. Bei diesem Geschäftsmodell agiert Ihr Onlineshop als „Wiederverkäufer“: Kunden bestellen die Produkte in Ihrem Onlineshop, Sie als Onlinehändler leiten die Bestellung zur Ausführung an Ihren Großhändler oder Hersteller weiter. Der Großhändler lagert die Ware, verpackt und versendet die Bestellung im Namen des Onlinehändlers direkt an den Kunden. Kleine Online-Geschäfte entscheiden sich häufig für diese Lösung, weil sie nicht über ausreichend Mittel verfügen, um in das eigene Lager und eine entsprechende E-Commerce-Logistik zu investieren.
Beim Dropshipping kann die Fakturierung zu einer Herausforderung werden. Sie als Onlineshop-Betreiber sind schließlich der offizielle Verkäufer der Produkte und somit für die Rechnungsstellung zuständig. Zudem wollen viele Lieferanten diese Dienstleistung gar nicht anbieten und wenn Sie es doch tun, werden individuelle Wünsche (z.B. Verpackung nach Ihren Angaben) selten umgesetzt. Beim Dropshipping haben Sie auch keine Kontrolle über Verpackungsqualität und Versandstandards. Zusätzliche Leistungen, die sich positiv auf die Kundenbindung auswirken, wie das Verpacken nach Ihren Angaben oder Beilegen eines Flyers oder einer Produktprobe, werden selten angeboten.
Welche Rolle spielen Shop-Betreiber beim Dropshipping? Sie kümmern sich um den Verkauf und das Marketing, der Lieferant übernimmt die Lagerhaltung, die Verpackung sowie den Versand der bestellten Produkte an Ihre Kunden.
Cross-Docking in der Logistik
Dieses E-Commerce-Model wird oft mit dem Dropshipping verwechselt. Im Gegensatz zum Dropshipping, benötigen Sie beim Cross-Docking ein eigenes Lager für das Umpacken der Ware, bevor Sie diese an Ihre Kunden verschicken. Beim Cross-Docking beziehen Sie die Ware von mehreren Lieferanten, kommissionieren diese und versenden schließlich an einzelne Kunden. Dabei können Sie die Produkte zu Sets zusammenstellen, Produktproben und Flyer beilegen oder sich um das Branding der Pakete kümmern. Bei diesem Modell ist es von großer Bedeutung, dass die Prozesse effizient ablaufen: Dadurch, dass die Lieferanten die Produkte erst an Sie verschicken, entsteht automatisch ein Tag Verzögerung in der Auslieferung an die Endkunden, im Vergleich zum Versand direkt aus Ihrem Lager. Es ist somit essentiell, dass alle Prozesse aufeinander abgestimmt sind und reibungslos ablaufen, so dass sich der Versand an die Endkunden nicht um weitere Tage verzögert.
Ein Vorteil beim Cross-Docking in der Logistik besteht in der Reduzierung der Lagerkosten. Die Ware verlässt schnell Ihr Lager und schafft somit Platz für neue Produkte. Eine saubere Dokumentation und automatisierte Prozesse sind bei der hohen Anzahl an Lieferungen von großer Bedeutung.
Fulfillment für E-Commerce
Das Fulfillment-Geschäftsmodell basiert auf vollständigem Outsourcing der Logistik an einen externen Anbieter. Als Onlineshop-Betreiber brauchen Sie kein eigenes Lager mehr, da Ihr Warenbestand in den Räumlichkeiten Ihres Dienstleisters – neben Produkten anderer Onlinehändler – aufbewahrt wird. Sobald ein Kunde eine Bestellung in Ihrem Onlineshop aufgibt, wird sein Auftrag automatisch an das System des Logistikdienstleisters übermittelt. Dieser kommissioniert die Waren, verpackt sie gemäß Ihren Angaben und verschickt die fertige Bestellung. Sie haben die Möglichkeit, den Fortschritt der Auftragsabwicklung laufend zu verfolgen.
Einer der Hauptvorteile der Fulfillment-Lösung (wie auch des oben genannten Dropshippings) besteht darin, dass Fixkosten für den Onlineshop-Betreiber entfallen und lediglich variable Kosten entstehen. Im Klartext: Egal ob Sie 10 oder 10 000 Produkte im Lager aufbewahren, Sie müssen keinen festen Preis für die Lagerfläche bezahlen. Außerdem benötigen Sie kein zusätzliches Personal. Denn im E-Commerce ist es grundsätzlich schwierig, große Marktschwankungen – seien sie saisonabhängig oder durch kurzzeitige Trends hervorgerufen – vorauszusehen und sich darauf vorzubereiten. Mit dem E-Commerce Fulfillment zahlen Sie nur für die versandten Pakete. Sie kümmern sich weder um die Verträge mit Spediteuren, noch um das Retourenmanagement oder scheinbar einfaches, aber doch zeitaufwändiges Verpacken.
Kombiniertes Geschäftsmodell
Manche E-Commerce-Geschäfte setzen auf kombinierte Geschäftsmodelle. Je nach Bedarf verwenden Sie also mehr als eine der oben erwähnten Lösungen für Ihre unterschiedlichen Aktivitäten. Die Wahl eines Geschäftsmodells hängt selbstverständlich von Ihrem Geschäft ab. Falls Sie beispielsweise ein vielfältiges Sortiment – von Kleinteilen bis hin zu großformatigen Waren – anbieten, können Sie sich für eine Dropshipping-Lösung für sperrige Produkte entscheiden und die handlichen hingegen separat lagern. Ein kombiniertes Geschäftsmodell versetzt Sie zudem in die Lage, nach und nach ein breites Warenangebot aufzubauen. Zum Beispiel kann eine schlaue Strategie darin bestehen, nur Bestseller bei sich aufzubewahren und das Sortiment stufenweise mithilfe von Cross-Docking zu erweitern. Kombinierte Geschäftsmodelle finden ebenfalls Anwendung beim separaten Vertrieb in den Segmenten B2B und B2C.
Wahl eines E-Commerce-Geschäftsmodells
Das E-Commerce-Modell muss zu Ihrem Online-Geschäft passen: Die Entscheidung für ein bestimmtes Modell hängt von Bestellvolumen, Art des Sortiments, Standort usw. ab. Um Ihnen einen Überblick zu geben und bei der Entscheidung zu helfen, haben wir in der Tabelle Aspekte zusammengestellt, die eine Richtung aufzeigen, in welche Ihr E-Commerce-Geschäft hingehen könnte. Damit wird die Wahl des passenden E-Commerce-Modells nicht mehr so schwer fallen.