Was ist ein LVS/WMS? (Logistische) Ordnung muss sein!
Sicher setzen manche Lager auch heute noch auf die klassische Kommissioniermethode per Pickzettel. Dies bedeutet jedoch eine hohe Fehleranfälligkeit, bindet Personal und Ressourcen.
Effizienter ist es, für die tägliche Bestandsführung eine Software einzusetzen. Jedes, und insbesondere ein florierendes Lager, ist ein Netzwerk von miteinander verknüpften Abläufen, in dem ein Versäumnis zu einem weiteren führt. Um Versäumnissen entgegenzuwirken, muss man mit dem Schaffen einer logistischen Ordnung beginnen, d. h. mit der Einführung einer gut durchdachten Struktur für das Lager. Eine solche Ordnung und eine effiziente Lagerverwaltung erfordern entsprechende Werkzeuge in Form einer Software. Ein Lagerverwaltungssystem (LVS) oder ein Warehouse Management System (WMS) ist eine solche Software, die zur Kontrolle, Koordinierung und Optimierung der Prozesse eines Lagers genutzt wird. Lagerverwaltungssysteme sind besonders wichtig für Logistikunternehmen, die große Mengen unterschiedlicher Aufträge für viele Kunden abwickeln – sie ermöglichen die Optimierung von deren Produktivität.
Ein Hinweis zur Begriffsabgrenzung: Laut Wikipedia versteht man unter einem Lagerverwaltungssystem (LVS) im engeren Sinne ein Softwaresystem zur Verwaltung von Lagermengen und Lagerorten sowie deren Beziehung zueinander (ein Lagerbestandsverwaltungssystem). Ein Warehouse Management System (WMS) umfasst weitere Funktionen zur Steuerung, Kontrolle und Optimierung von Lager- und Distributionssystemen. In der Praxis werden die Begriffe LVS und WMS meistens synonym verwendet.
Varianten von WMS-Systemen (standalone, erp, cloud)
Man unterscheidet zwei Arten von Lagerverwaltungsprogrammen:
- reine Lagerverwaltungssysteme als separates Werkzeug zur Unterstützung für das ERP-System
- integrierte Suite-Systeme, bei denen die Lagerverwaltung in ein zentrales Unternehmensverwaltungssystem (ERP-System) integriert ist, das die Arbeit des gesamten Unternehmens unterstützt
Ein reines Lagerverwaltungssystem ist ein in sich geschlossenes Software-System, das nur durch komplexe Schnittstellen mit anderen Software-Programmen im Unternehmen verbunden werden kann (API – Web Services, ESB – Enterprise Service Bus). Integrierte Lagerverwaltungssysteme hingegen sind in ein Warenwirtschaftssystem eingebunden. Alle Daten, die zu Lagerveränderungen und Beständen gesammelt werden, werden für andere Benutzer in anderen Abteilungen bereitgestellt und für Folgeschritte weiterverarbeitet.
Die Auswahl eines Lagerverwaltungssystems hängt von vielen Faktoren ab: die Menge und die Art der verkauften Produkte, die Größe des Lagers, die logistischen Abläufe und der Wissensstand der Mitarbeiter. Nachfolgend stellen wir die gängigsten Probleme vor, die ein gutes WMS lösen kann.
Funktionen von WMS-Software
Dank WMS laufen alle Arbeiten im Lager automatisch ab und müssen von niemandem mehr kontrolliert werden. Die folgende Tabelle zeigt, wie ein WMS jede einzelne Stufe des Lagermoduls unterstützt:
1. Wareneingang | 2. Kommissionierung | 3. Prüfung und Verpackung |
---|---|---|
Prüfung der Übereinstimmung von Lieferung und Bestellung | Abholung von Waren nach bestimmten Regeln (FIFO – nach der Reihenfolge des Eingangs im Lager, FEFO – nach Verfallsdatum) | Kontrolle der korrekten Komplettierung von Aufträgen |
Prüfung der Konformität von EAN-/Produktcode | Gruppierung von Bestellungen | Verwaltung von Beilagen |
Erstellung von Barcode-Etiketten für alle zu lagernden Waren | Möglichkeit der Kommissionierung eines Auftrags durch einen oder mehrere Mitarbeiter | Zusätzliche Informationen zur Verpackung |
Anordnung der Produkte im Lager nach vorgegebenen Regeln (z. B. bei gegebener Lagerzone liegt nach dieser Regel Produkt X immer an der gleichen Stelle oder Produkt Y liegt nie direkt neben Produkt Z) | Verifizierung der Daten über Art und Menge der Produkte während der Kommissionierung | Überprüfung der folgenden Daten: Seriennummern, Daten und Chargennummern |
Kontrolle von Verfallsdaten, Chargen- und Seriennummern | Benachrichtigungen für bestimmte Aufträge oder Produkte | Verantwortlichkeit für den Versand des Pakets |
Benachrichtigungen für bestimmte Lieferanten, Lieferungen und Produkte |
WMS-Systeme im E-Commerce
Der E-Commerce zeichnet sich durch eine hohe Dynamik und starke Schwankungen aus. Die Händler sind dem ständigen Druck ausgesetzt, den Service an die immer anspruchsvolleren Kundenbedürfnisse anzupassen. Dies wiederum erzwingt eine ständige Veränderung der im Lager ablaufenden Prozesse – ohne die Unterstützung durch ein entsprechendes Lagersystem scheint dies jedoch unmöglich.
Rafał Szcześniewski, COO Gründer von Omnipack
WMS ist ein Tool, das auf Basis von Daten alle Lagerarbeiten strukturiert und zum richtigen Zeitpunkt an einzelne Mitarbeiter weitergibt. Der auf WMS basierende Prozess berücksichtigt Parameter wie:
• Priorität des Auftrags
• Versandart
• Größe des Auftrags
E-Commerce-Unternehmen können durch ein Lagerverwaltungssystem von einem schnellen, reibungslosen logistischen Ablauf profitieren. Informationsfehler über nicht vorrätige Artikel im Online-Shop können auf ein Minimum reduziert werden. Die Kunden erhalten exakt zusammengestellte Pakete. Zusätzlich wird das WMS durch die Aggregation von Daten zu jedem Vorgang zu einer Wissensquelle für die Optimierung von Lagermodulen.
Wie funktioniert das WMS-System?
WMS hilft, die Koordination der Lagerarbeit zu optimieren. Die wichtigsten Systemfunktionen werden im Folgenden dargestellt.
Von LVS abgedeckte Funktionen
LVS hilft, die Koordination der Lagerarbeit zu optimieren. Die wichtigsten Systemfunktionen werden im Folgenden dargestellt.
Eingangsverwaltung: Sowohl bei Lieferungen vom Hersteller als auch im Rahmen eines Rückgabeverfahrens. Beim Eingang ins Lager durchläuft die Ware den Empfangsprozess, bei dem ihre Vielfalt, Menge, Eigenschaften und ihre Qualität überprüft werden. Die gesammelten Daten werden mit der vom ERP-System erhaltenen Anweisung abgeglichen. Alle Daten werden laufend aktualisiert, wodurch mögliche Unstimmigkeiten vermieden werden.
Platzierungsverwaltung: Anhand der vorab festgelegten Regeln und Parameter werden die Platzierungsaufträge der Waren im Lager verwaltet, indem festgelegt wird, welches die jeweils beste Position ist.
Bestandskontrollenverwaltung: Dank der kontinuierlichen Protokollierung des Materialflusses im Lager ist es möglich, die Position, den Zustand, die Menge und die Eigenschaften des Bestandes im Lager in Echtzeit abzurufen. Damit kann genau bestimmt werden, wie viele Stücke eines bestimmten Produkts auf Lager sind. Mit WMS ist es auch möglich, den Verkauf einer bestimmten Charge zu sperren, Verluste zu registrieren und die Verfallsdaten zu überprüfen.
Kommissionierung: Das System zeigt den Mitarbeitern (sog. Pickern) den optimalen Weg für die Kommissionierung (wenn diese z. B. aus vielen Produkten besteht), was den gesamten Prozess deutlich beschleunigt.
Ausgangsverwaltung: Bei der Verwaltung der Versandprozesse geht es um die Zusammenstellung der Aufträge, die an Kunden geschickt werden, oder Rücksendungen an Lieferanten. Auch in dieser Phase ist das WMS hilfreich, denn es ermöglicht den Lagerarbeitern die Konsolidierung von Bestellungen, die Erstellung von Versandetiketten, die Bestellung eines Kuriers oder die Ausgabe der Waren an das Lieferfahrzeug.
Vorteile von einem Lagerverwaltungssystem
Zu den wichtigsten Vorteilen eines WMS gehören Transparenz, Zeitersparnis sowie Effizienz- und Produktivitätssteigerung aufgrund folgender Optimierungen:
- Automatisierung der Meldebestände
- Orientierung im Lager (optimale Nutzung der verfügbaren Lagerfläche)
- Echtzeit-Lagerbestände
- reibungsloser logistischer Ablauf
- Reduktion von Fehlerquoten (z. B. Ausgabe von abgelaufenen Produkten)
- elektronischer Dokumentenumlauf
Was kostet ein Lagerverwaltungssystem?
Die Auswahl und Einführung eines WMS zur Lagerverwaltung stellt ein aufwändiges und umfangreiches Projekt dar. Das Entwerfen und Konfigurieren von Systemfunktionen ist ein Prozess, der nicht nur einige Zeit benötigt, sondern auch kostspielig ist. Da das System in seiner Funktionalität den Ansprüchen eines konkreten Lagers gerecht werden muss, ist eine sorgfältige Bedarfsanalyse unentbehrlich. Die Kosten hängen von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen in erster Linie: die vorhandene IT-Struktur, die Komplexität der benötigten Lagerverwaltung, der Funktionsumfang, die Anzahl der Mitarbeiter, die mit dem Lagerverwaltungssystem arbeiten werden, und der Umfang der benötigten Einarbeitung.
Wie finde ich die passende Lagerverwaltungssoftware für mein Unternehmen?
WMS-Systeme sind sehr individuell und auf die Gegebenheiten der verschiedenen E-Commerce-Lager zugeschnitten. Der erste Schritt zum passenden Lagerverwaltungssystem besteht darin, klar zu definieren, welche Vorstellungen Sie an die Software haben. Folgende Fragen gilt es dabei zu beantworten:
- Welche Probleme gibt es, die gelöst werden sollen?
- Welche Verbesserungen werden angestrebt?
- Welche Prozesse sollen von dem Lagerverwaltungssystem unterstützt werden?
- Welche Bereiche sollen ausgebaut werden?
Auch das Budget für die Implementierung einer neuen Software muss geklärt werden. Dabei müssen sowohl direkte Kosten durch den Kauf des Programms als auch die Kosten durch Schulungen von Mitarbeitern und mögliche Produktivitätsverluste zu Beginn sorgfältig abgeschätzt werden. Dieser Ansatz trägt zusammen mit der Anpassung an die Größe und Aufgabenstellung Ihres Unternehmens dazu bei, einen Misserfolg bei der Implementierung eines WMS zu vermeiden.
Fazit
Ein Lagerverwaltungssystem ist das digitale Herz eines Lagers. Angesichts der zunehmenden Komplexität logistischer Prozesse ist ein leistungsstarkes Lagerverwaltungssystem mit integrierten Optimierungsstrategien unentbehrlich für die Kontrolle der Systemzustände und die Steuerung der Materialflussbewegungen. Es schafft Transparenz, übernimmt das aufwändige Suchen, minimiert Kommissionierfehler und verbessert deutlich die Lieferqualität. Grundsätzlich kann jedes Unternehmen, unabhängig von der jeweiligen Lagergröße und Produktvielfalt, von einem Warehouse Management System profitieren.