Der US-Internetgigant aus Seattle ist der unbestrittene Marktführer des Online-Handels. In Deutschland war Amazon 2020 mit einem Umsatz von 29,5 Milliarden Euro das umsatzstärkste US‑Unternehmen. Kaum ein anderes Unternehmen hat den E-Commerce-Handel in letzter Zeit so stark geprägt wie Amazon. Dennoch bietet der riesige E-Commerce-Markt viel Raum für Wettbewerb und die Konkurrenz schläft auch nicht im Fall von Amazon – sie versucht, in Nischen oder in bestimmten geographischen Regionen die Oberhand zu behalten. Im folgenden Artikel stellen wir Ihnen die wichtigsten Amazon-Konkurrenten in verschiedenen Bereichen des E-Commerce vor, die Sie im Blick behalten sollten.
Das Geschäftsmodell von Amazon
Bevor wir uns mit den bemerkenswertesten Amazon-Konkurrenten im Internet befassen, betrachten wir zunächst, wie es Amazon gelungen ist, der weltgrößte Online-Händler zu werden.
Amazon wurde 1994 von Jeff Bezos in Seattle gegründet. Im Juli 1995 verkaufte Jeff Bezos mit Amazon sein erstes Buch. Nach einem Jahr betrug die Zahl der bestellten Bücher schon um 2 400 pro Tag. Ein Jahr später waren es bereits 48 000. Was mit Büchern begann, entwickelte sich über die Jahre zum größten Internetkaufhaus der Welt. Heute ist Amazon ein „Allesverkäufer“ mit einem immensen Angebot – siehe das Amazon-Logo mit dem ausgeschriebenen Namen und dem orangen Pfeil, der sich vom A bis zum Z erstreckt und auf die riesige Produktauswahl hinweist. Ein erheblicher Teil des Geschäfts liegt im Verkaufen von Büchern und jeglichen anderen Produkten, die über die Verkaufsplattform amazon.com angeboten werden. Amazon verdient aber auch dadurch, dass es Händlern eine Plattform bietet, auf der diese ihre Waren verkaufen können. Dabei stellt Amazon seinen Kunden ein sehr kundenorientiertes Bestellsystem bereit, das für den Nutzer sehr übersichtlich und einfach zu handhaben ist. Die von Amazon patentierte 1-Click-Lösung ermöglicht den Kunden zum Beispiel, den Bestellvorgang zu bestätigen, abzuschließen und die Ware somit zu bestellen. Die Nutzerfreundlichkeit von amazon.com wird immer weiter optimiert. Es werden aber auch etliche andere Dienste angeboten, wie der Kindle oder ein eigener Video-Streaming-Service, ähnlich wie Netflix.
Unten finden Sie eine Übersicht von Amazons eigenen Geschäftsbereichen:
- Kleidung – erhältlich über Amazon Fashion
- Lebensmittel – geliefert über Amazon Fresh, Amazon Restaurants und Amazon Meal Kits
- Webdienste – einschließlich AWS, Amazon Drive (hallo, Dropbox) und Amazon Dynamics
- On-Demand-Dienste – mit Produkten von Amazon Home Services und Amazon Echo
- Unterhaltung – Amazon Tickets, Amazon Game Studios und Amazon Prime
Wenn man in so vielen Bereichen tätig ist ist, lässt sich Konkurrenz nicht vermeiden.
Welche Arten von Amazon-Konkurrenten gibt es?
Wir wollen Ihnen die bekanntesten Konkurrenten von Amazon in den folgenden Bereichen davon hier vorstellen:
- Globale Online-Marktplätze
- Große stationäre Läden und Einzelhändler
- Marktplätze für soziale Medien
- Abonnementbasierte Dienste
- Nischenanbieter im E-Commerce
Online-Marktplätze
Die Marktplätze spielen eine immer bedeutendere Rolle im Online-Handel. Online-Marktplätze sind E-Commerce-Plattformen, auf denen der Großteil der angebotenen Produkte und Dienstleistungen von Dritten bereitgestellt wird, so wie es bei Amazon der Fall ist.
ebay
„Drei, zwei, eins – meins“ – lautete der Slogan des Internet-Auktionshauses eBay in Deutschland. Das im Jahre 1995 in Kalifornien (unter dem Namen AuctionWeb) gegründete eBay gehört definitiv zu den führenden E-Commerce-Konkurrenten von Amazon. Die Plattform ist inzwischen auf mehr als 190 Märkten rund um den Globus vertreten.
Ursprünglich war eBay ein Consumer-to-Consumer-Marktplatz mit flohmarktähnlichem Charakter, auf dem Gebrauchtwaren privater Anbieter angeboten wurden. Im Laufe der Zeit entwickelte es sich zu einer Business-to-Consumer-Plattform, auf der Neuware von kommerziellen Händlern angeboten wird. Heute wird die überwiegende Mehrheit der Verkäufe zu einem Festpreis abgewickelt.
Der Hauptvorteil von Amazon gegenüber eBay besteht jedoch nach wie vor darin, dass die Nutzer direkt auf der Plattform einkaufen können und die Verkäufer einige ihrer Produkte in Amazon-Lagern aufbewahren können.
Zalando
Zalando ist Europas führender Online-Modehändler. Mit einem kecken Marketingspruch („Schrei vor Glück“) und dem kostenlosen Rückversand gelang es Zalando, die Umsatzmarke von 3,0 Mrd. € zu knacken. In der Zukunft will Zalando nicht nur Kleidung und Schuhe verkaufen, sondern sich auch als Technologieplattform für Mode etablieren.
AliExpress (Alibaba-Gruppe)
Während Amazon den amerikanischen Einkaufsmarkt dominiert, kontrolliert Alibaba rund 80 % des chinesischen E-Commerce-Marktes und muss die Konkurrenz durch Amazon.com im Heimatmarkt nicht fürchten. Alibaba setzt sich aus 12 verschiedenen Unternehmen zusammen und bietet viele Dienstleistungen an, die auch Amazon anbietet. Im Jahr 2020 erwirtschaftete Alibaba über 109 Milliarden Dollar, der Umsatz von Amazon belief sich in derselben Zeitspanne auf 386 Milliarden Dollar.
Diese Preisspanne ist nicht der einzige wesentliche Unterschied zwischen den beiden E-Commerce-Giganten, auch das Geschäftsmodell ist anders: Während Amazons Geschäftsmodell auf provisionsbasierten Einnahmen beruht, verlangt Alibaba von den Verkäufern lediglich eine Gebühr für die Möglichkeit, in den Suchergebnissen weiter oben zu erscheinen.
Es gibt auch eine Reihe von Online-Händlern, die zwar nicht die globale Präsenz von Amazon haben, aber in ihren eigenen Märkten oder Regionen sehr erfolgreich sind. Die bekanntesten davon sind: Rakuten in Japan, Mercado Libre („eBay Lateinamerikas“) und Allegro in Europa.
Stationäre Läden und Einzelhändler
Amazon ist zwar für seinen Online-Verkauf bekannt, umfasst aber auch einige Offline-Geschäfte. Angesichts der Coronakrise, die den Handel auf den Kopf gestellt hat, mussten zahlreiche stationäre Geschäfte den schnellen Weg ins Netz finden: Viele Menschen, die normalerweise stationär einkaufen würden, haben ihre Einkäufe in das Internet verlagert. Infolgedessen sind viele Einzelhändler vor Ort nun gezwungen, ebenfalls mit Amazon zu konkurrieren.
Walmart
Der amerikanische Einzelhandelskonzern Walmart wurde 1962 als Kaufhaus gegründet und agiert heute als multinationale Discount-Kaufhauskette. Walmart Stores ist zwar der weltgrößte Einzelhändler, doch im E-Commerce-Geschäft hinkt das Unternehmen Amazon hinterher. Um auch im Online-Handel zu punkten, hat Walmart das rasch wachsende E-Commerce-Startup Jet.com erworben, das Walmart dabei helfen soll, auch jüngere Kundschaft zu erreichen. Was Jet.com auszeichnet ist das Prinzip, dass, je mehr Waren der Kunde in seinen virtuellen Einkaufswagen legt, desto stärker der Preis der Produkte sinkt.
The Home Depot
The Home Depot wurde 1978 gegründet und ist derzeit Amerikas größter Einzelhändler für Heimwerker. The Home Depot ist auf die Bereitstellung von Werkzeugen, Baumaterialien sowie Dienstleistungen spezialisiert. Ende 2000 startete es seinen Online-Shop, um seine Produkte zu Preisen zu verkaufen, die denen seiner physischen Geschäfte entsprechen. The Home Depot ähnelt Walmart in Bezug auf den Wettbewerb mit Amazon – es agiert als stationärer Einzelhändler mit einem Online-Shop, der die Produkte im realen Laden widerspiegelt.
Mit einem Marktanteil von 1,6 % im Jahr 2018 belegte The Home Depot den fünften Platz unter den größten E-Commerce-Plattformen in den USA. The Home Depot lockt die Online-Kunden mit dem Versprechen schnellerer Lieferungen und eines besseren Online-Shopping-Erlebnisses als bei Amazon.
Social-Media-Marktplätze
Ein ebenfalls wichtiges Segment der Wettbewerber von Amazon kommt direkt aus den sozialen Medien. Der Hauptunterschied ist das Geschäftsmodell – keine der Social-Media-Plattformen ist bisher in der Lage, für die Präsentation der Produkte der Verkäufer eine nennenswerte Gebühr zu erheben. Stattdessen erzielen sie Einnahmen aus Werbekanälen, Nutzerbindung und Markenwerbung.
Die Social-Media-Platform Facebook ist zugleich auch eine der wichtigsten Marketing-Plattformen. Jede Marke oder jeder einzelne Einzelhändler kann seine Produkte und Dienstleistungen auf Facebook anbieten. Natürlich gibt es einige Regeln, die sie einhalten müssen, aber insgesamt ist es viel einfacher und billiger, auf Facebook präsent zu sein, als um einen Platz auf Amazon zu kämpfen. Immer mehr Unternehmen nutzen Facebook, um Neukunden zu gewinnen, ihre Reichweite zu erhöhen und mehr Traffic zu bekommen.
Ein weiteres soziales Netzwerk, das häufig von Einzelhändlern genutzt wird, um Produkte online zu verkaufen, ist Pinterest. Für Online-Shops bietet Pinterest mit den vielfältigen Pin-Arten eine Bandbreite an Funktionen, ihre Produkte optimal zu präsentieren und die Sichtbarkeit zu erhöhen.
Mehr als 459 Millionen monatlich aktive Nutzer steuern die Plattform an, um nach Inspirationen zu stöbern, die leicht in einen Kauf umgewandelt werden können. Während Amazon den Kunden die Möglichkeit gibt, das Produkt zu kaufen, von dem sie wissen, dass sie es wollen, nutzen die Nutzer von Pinterest die Suchmaschine, um sich inspirieren zu lassen.
Abo-Dienstleistungen
Ein beträchtlicher Teil der Einnahmen von Amazon stammt von Amazon Prime Dienstleistungen. Dazu gehören zum Beispiel Services wie Amazon Prime Video oder auch Amazon Prime Music.
Netflix
Mit über 158 Millionen Zuschauern Mitte 2019 ist Netflix bei Weitem der beliebteste unter den digitalen Vertriebsdiensten in den USA und weltweit. Netflix und Amazon verfolgen einen ähnlichen Ansatz bei der Bereitstellung dieser Dienste. Beide verfolgen ein Abo-Modell und haben über 100 Millionen Nutzer auf ihren Plattformen. Netflix ist auch viel länger auf dem Markt als Amazon Prime – es stieg 1997 in den Markt ein, während Amazon mit seinem Dienst Prime Video erst ein volles Jahrzehnt später dazustieß. Es ist schwer zu messen, wie beliebt Amazon in diesem Bereich ist, da der Videodienst Teil des äußerst beliebten kostenlosen Prime-Versandprogramms ist, das de facto ein Kundenbindungsprogramm ist. Netflix hat im Bereich des digitalen Vertriebs mit einer Reihe von Originalen, die unter seinem eigenen Banner produziert wurden, die Oberhand gewonnen. Darüber hinaus besticht Netflix durch seine unschlagbare Gerätekompatibilität und die schnelle Erweiterung der Bibliothek um die neuesten Titel. Amazon verfügt zwar auch über eine beeindruckende Bibliothek, aber die meisten seiner Inhalte sind älter und weniger beliebt als die glanzvollen Blockbuster auf Netflix, denen es seinen Erfolg verdankt.
HBO
Ähnlich wie Netflix verfügt HBO über eine große Bibliothek beliebter Filme und Serien, aber immer noch weniger als Netflix. Das Unternehmen bietet weniger zusätzlichen Wert als Amazon. Sein größtes Kapital ist seine Bibliothek mit selbst produzierten Fernsehklassikern, die das Medium in den letzten zwanzig Jahren dominiert haben.
Nischenanbieter im E-Commerce
Zu guter Letzt gibt es neben den Hauptkonkurrenten von Amazon noch die Nischenanbieter im E‑Commerce, und zwar unendlich viele davon. Schätzungen zufolge waren es Ende 2020 weltweit zwischen 12 und 24 Millionen E-Commerce-Sites. Natürlich sind die meisten von ihnen chancenlos gegenüber den globalen Giganten Amazon oder eBay, doch sie wachsen trotzdem. Wir stellen Ihnen zwei Beispiele vor. Etsy ist eine amerikanische Verkaufsplattform, die sich auf die kreative Nische spezialisiert hat und Designprodukte anbietet. Runnics ist ein Marktplatz, der dem Verkauf von Schuhen, Accessoires und Sportbekleidung gewidmet ist. Er bietet einen breiten Katalog von Produkten und hilft den Nutzern, die idealen Turnschuhe für sich zu finden.
Wie konkurrieren Marken mit Amazon?
Es gibt richtig viele Dinge, die den Käufern an Amazon gefallen können: Erreichbarkeit rund um die Uhr, gigantisches Angebot, Komfort, kostenlose Lieferungen nach Hause, seriöse Bearbeitung von Reklamationen, Rückerstattungen bei berechtigter Sachlage. Es ist eben das kundenorientierteste Unternehmen der Welt, wie es Jeff Bezos wollte.
Gegen die immense Macht von Amazon gibt es kaum eine Chance. Wie unser Artikel zeigt, gewinnt Jeff Bezos’ Konzern aber nicht immer, denn Konkurrenten von Amazon gibt es trotzdem. Wie schaffen diese es, zu überleben? Sie siedeln sie sich dort an, wo Amazon nicht so stark oder entschlossen ist, den Markt zu übernehmen. Das ist auch gut so: Denn in der Vielfalt steckt Kreativität, Potential und Abwechslung – und all diese kommen letztlich den Verbrauchern zugute!